Fluchtshow

Über das Stück

„Meine Damen und Herren, dies ist ein literarisch-musikalisches Werk, das den Menschen als ein Fluchtwesen betrachtet und definiert. Wir alle, und zwar andauernd, sind auf der Flucht. Und die, die es nicht sind, weil sie irgendwo feststecken, sehnen sich andauernd nach einer Fluchtmöglichkeit. Denn Flucht ist das Grundbedürfnis des Menschen. Sie beginnt mit dem Essen und endet noch lange nicht mit der Genmanipulation. Jedes Gebäude, das wir aus Worten, aus Bildern und Klängen oder aus Beton errichten, wächst aus diesem Grundbedürfnis heraus. Wir wollen, wir müssen flüchten. Meine Damen und Herren – es ist die Flucht ins Leben! …“

Mit: Maria Wolf, Susan Lachermund, Sven Stephani, Markus Kiefer
Livemusik und Sounddesign: Jona Staepke
Text und Inszenierung: Witek Danielczok

Uraufführung: 4.12.2014, Kulturhaus Thealozzi, Bochum

Pressestimmen
RUHRNACHRICHTEN

„Fluchtshow“ heißt die neue Nummernrevue von Witold Danielczok, die das Zeitmaul-Theater im Thealozzi-Haus vor ausverkauftem Saal zeigte. Als Inszenierung des Autors hielt sie der Gesellschaft den Spiegel geheimer Obsessionen vor, provozierte dabei Irritationen ebenso wie wissendes Lachen.
Im Saal ohne Vorhang saßen die Darsteller bereits auf der Bühne, abgewandt die einen, gelangweilt das hereinströmende Premierenpublikum beobachtend die anderen. Selbst die Technik um Bühnenmusiker Jona Staepke wurde Element der Szenerie.
Gier zog sich als roter Faden in unterschiedlichsten Spielarten durch das Stück: Die des an Parkinson leidenden Alten, unterdrückt, bis sich endlich die Schlafzimmertür hinter seiner Frau schließt, und er sich nächtlichen Computerspielen widmen kann. Markus Kiefer bot dabei einen herausragenden Monolog der Qualen, unterlegt mit schaurigen Harmonien. Aus zwei Perspektiven, der des begehrlich sich an seine Frau im Bett anschleichenden Mannes (Kiefer), jener der alles registrierenden, die aussichtslose Flucht vermeidenden Frau (Maria Wolf), wurde das jede Nacht wiederkehrende sich Belauern und Ausharren „bis der Morgen graut“ erzählt.

Große Leistungen

Menschen beobachten, ihre Rollen nachempfinden, sich in sexuellen Rausch flüchten, war ein weiteres Bild. Eine Szene auf der Straße: umherirrende Menschen hingen ihren Gedanken nach. Monologe, die sich wie beim Improvisations-Theater an einem Stichwort wendeten, von einem zum anderen huschten, wurden in gänzlich andere Richtung fortgesponnen. Conférencier Sven Stephanis Stichworte zur Flucht wurden von den Mitspielern mit wechselndem Erfolg aufgegriffen: Geld, Macht, Religion, Drogen, „Sex und Fahrradfahren“.
Susan Lachermund philosophierte über all jene Männer, die sie zu Pferden machte. „Ich bestieg sie alle!“ Eher ins Leere zielten die oft sinnfreien Gedanken, die Stephani in Frank-Zander-Manier von sich gab. Der Flucht-Song, hinreißend von Lachermund zur Live-Gitarre von Staepke gestaltet, beschwor Endzeitstimmung der Hippie-Bewegung herauf. Eine exzentrische Mixtur mit großen schauspielerischen Leistungen