Frauen in der Stadt
Über das Stück
ANGST – eine Frau kontrolliert die Stadt, indem sie diese in ihren Kontrollzentren wie Krankenhaus und Polizei herausfordert, um die Sicherheitsmechanismen zu überprüfen. Das zumindest behauptet sie.
DIE NACHT DER MOTTE – eine junge Frau, eine Pflegerin auf der Nachtwache, wird unter Zwang durch Fixierung der Verwandlung in eine alte Frau unterzogen.
GLOCKEN – eine alleinerziehende Mutter wird vom Monster der Stadt gejagt, das ihr Schamgefühle gegenüber der Stadt und deren Bürgern entlocken soll. Nacht für Nacht besteigt sie im Schlaf den Glockenturm der Stadt und läutet die stummen Glocken.
Die Inszenierung widmet sich einer konkreten Gegenwart.
Text, Inszenierung: Witek Danielczok
Schauspiel: Sophie Schmidt, Maria Wolf
Uraufführung am 24. Oktober 2012
im Theater der Gezeiten, Bochum
Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Bochum
und der Stadtwerke Bochum
Pressestimmen
RUHRNACHRICHTEN
Wenn lediglich zwei Personen eine große Bühne bespielen, kann sich ein Stück schnell im Raum verlieren. Das Gegenteil passiert bei dem Stück „Frauen in der Stadt“, das am Mittwoch im Theater der Gezeiten Premiere hatte. Eine Stunde lang sog die Inszenierung wie ein schwarzes Loch sämtlichen Sinn und Verstand in seine Mitte.
Drei Episoden hat das Stück des Zeitmaultheaters. „Jeder in dieser Stadt hat eine Aufgabe. Meine ist, zu kontrollieren.“ Eine Frau prüft, ob „die Dichte des Geschehens der Norm entspricht.“ Sie selbst erscheint als eher abweichender Charakter. Eine junge Frau genießt ihren jungen Anblick, probiert Eigenerotik. Wäre da nur nicht die dicke, graue Motte, die unaufhaltsam und wie ein furchtbarer Traum durch die Erinnerung flattert. Wie schnell ist der Mensch gealtert. „Muss ich mich schämen?“, schreit die alleinerziehende Mutter in der dritten Episode, „dafür, dass ich die Kinder nicht versorgen kann?“. Mit Nerven „wie Espenlaub“ läutet sie die stummen Glocken.
Die beiden Darstellerinnen Sophie Schmidt und Maria Wolf bringen die Figuren mit schier überwältigender Präsenz auf die Bühne. Mit eher weniger als mehr Aktion schaffen sie eine beklemmende Atmosphäre, transportieren all die Abscheu, die den Charakteren zugeschrieben zu sein scheint. Der Text von Witek Danielczok kommt aus ohne große Wortbilder. Ihm zu folgen, ist überhaupt nicht schwer – ebenso schlecht kann man sich ihm aber auch entziehen. Der Autor puzzelt die alltäglichen und banalen Begriffe in den Geschichten dafür so zusammen, dass sie das Ungesagte gerade so weit konkretisieren, um zusammenzuzucken.
Selten entsteht Dialog, Halt gibt nichts und niemand. Und manchmal ist einfach nur Ruhe. Eine kurze, sehr intensive Perle des Theaters. Nicht nur von und über Frauen.