Maligna
Ein tierischer Fieberwahn
Über das Stück
Maligna zeigt die Angst vor dem Alter und mörderische Machtfantasien, kleinlautes Befolgen und die Flucht ins Tierische, größenwahnsinnige Selbstüberschätzung und eine Sehnsucht nach der Ewigkeit. Maligna – im Polnischen steht das Wort für Fieberwahn – thematisiert das Malignöse im Menschen, die Krebsgeschwüre seiner Seele.
Text, Inszenierung, Musik: Witek Danielczok
Schauspiel: Caroline Klinski, Sandra Kornmeier, Darek Ziaja
Gesang: Lara Schadt
Dauer: ca. 40 Minuten
Offene Probe am 11. Oktober 2009
in der ROTTSTR 5 Galerie, Bochum
Aus dem Text
Schlaff wie die Zweige einer Trauerweide
Hängen meine Arme vom Körper herab
und nur ein fremder Hauch kann sie noch bewegen
so haucht sie an, meine Freunde
so haucht sie an
wenn es sie nach der Fernbedienung verlangt
wenn sie Sex wollen
so haucht sie an
wenn ein Messer in ihrer Nähe liegt
ich muss mir einen Anhaucher besorgen
Er haucht dann meine Hände an
dass ich zum Arzt rolle
dass ich mir eine Leiter hole
und die Früchte der Lüfte pflücken kann
Doch wie abwesend ich immer war
Stets steckte ich den Kopf in schwarze Löcher hinein
mein Körper blieb für sich allein
taumelte blind durch die Gegend
die Hände fuchtelten wie auf einer Insektenjagd
der Bauch türmte das Fett zu Müllhalden auf
ich muss mir neue Bäuche erschließen
Und als ich einmal zu fortgeschrittener Stunde
den Schmerzensschrei meines Hinterns vernahm
da zog ich den Kopf aus einem der schwarzen Löcher heraus
und sah: Ich werde gejagt
Die Kinder sind auf der Jagd und ich bin die Beute
Berauscht torkeln sie durch die Nacht und suchen
nach lahmem, zerfressenem Fleisch
Nach Worten
die so altertümlich sind
dass die uralte Heldenwut in ihnen erwacht
der Killerinstinkt
Zerfetzt die Bande zu vergammeltem Zungenfleisch
riefen sie
Brecht die kalkarmen Knochen
die euch in angstvoller Umarmung festhalten wollen
und kratzt ihnen die sehschwachen Augen aus
Ich muss mir eine Waffe besorgen
Stück für Stück
zog ich den Körper an den Kopf heran
und nun bin ich außer Gefahr
die Polizei bewacht mein Haus
vom Mond aus
und an der Riviera vom Luxusboot
bewacht mich Gott