Nijemand

Über das Stück

Das Stück ist ein Verhör zwischen einem Kommissar und einer Frau, die verdächtigt wird, mehrere Menschen schwer verletzt und einen getötet zu haben. Die Frau behauptet, ein Wesen aus der Zukunft zu sein. Ein Wesen ohne eigene Persönlichkeit, gefangen im Körper eines heutigen Menschen, den es nur dann lenken und kontrollieren kann, wenn es sich Persönlichkeiten von außen leiht – von den anderen. Jeden Vormittag eines Werktags sucht die Frau sich Menschen aus der Menge heraus, deren Persönlichkeit sie später am Tag in sich hineinlässt. Was zunächst gut zu gehen scheint, endet jedes Mal in einem Desaster.

Der Kommissar, dessen Sohn als einziges der Opfer an seinen schweren Verletzungen gestorben ist, wird nach und nach zum Teil eines Spiels, das er am Ende nur verlieren kann – die Schuldfrage wird neu definiert.

Wer verhört wen?

NIJEMAND ist ein Stück über den Einfluß des Körpers, den sich niemand auswählen kann, auf die Gestaltung der Persönlichkeit; über das Verhältnis zwischen Körper und Sprache, die sich unentwegt weiter entwickelt, während der Körper seit Jahrtausenden unverändert bleibt; über die leichtfertige Zuweisung der Schuld und über die Zukunftsangst.

Mit: Maria Wolf und Matthias Hecht
Sound: Manuel Loos
Video-Art : Carsten Schecker, Björn Nienhuys
Text/Regie: Witek Danielczok
Uraufführung  9.12.2017

Die Produktion wurde von den Stadtwerken Bochum mit der Vollförderung in der Sparte Kultur gesponsert.

Pressestimmen
WAZ: Zeitmaul-Theater präsentiert Science-Fiction-Mystery-Krimi

Im Zeitmaul-Theater hat „Nijemand“ von Witek Danielczok Premiere. Matthias Hecht und Maria Wolf gestalten die Aufführung als Mystery-Krimi.

Das Zeitmaul-Theater ist eine Bochumer Bühne, die sich als Autorentheater versteht: Intendant und Autor Witek Danielczok geht in seinen Stücken den grundsätzlichen Dingen des Daseins auf den Grund. So auch in „Nijemand“, das am Samstag Uraufführung hat.

Vor genau zwei Jahren ist Danielczok mit seinem Theater, das zuvor im Griesenbruch heimisch war, zum Imbuschplatz umgezogen. In der ehemaligen Kapelle des St.-Vinzenz-Heim fand die Bühne eine neue Heimat. Seitdem hat sich, vor allem auch baulich, einiges getan. Der ehemalige Andachtsraum wurde theatergerecht umgestaltet, Sitzreihen wurden eingezogen, die Bühne mitsamt technischen Equipment nach und nach ausgebaut. Inzwischen hat sich „Zeitmaul“ zu einem Geheimtipp der Off-Szene gemausert: Das Theater steht für experimentelle Unternehmungen, die ansonsten kaum einen Freiraum für Aufführungen finden würden.

Verhör zwischen Kommissar und einer Frau
„Nijemand“ ist eine Stück, das sich – bei Danielczok ein wiederkehrendes Thema – um das Phänomen des „Körpers“ dreht. Es ist als Verhör zwischen einem Kommissar (Matthias Hecht) und einer Frau (Maria Wolf) angelegt; die Frau wird verdächtigt, Menschen schwer verletzt und einen getötet zu haben. Sie behauptet, ein Wesen aus der Zukunft zu sein. Ein Wesen ohne eigene Persönlichkeit, gefangen im Körper eines heutigen Menschen, den es nur dann lenken und kontrollieren kann, wenn es sich Persönlichkeiten von anderen leiht. Jeden Tag eine andere. Was zunächst gut zu gehen scheint, endet jedes Mal in einem Desaster.

„Der Mensch ist sein Körper, in ihm ist er quasi gefangen“, so Witek Danielczok. Ihn interessiere die „Reibung“, die entsteht, wenn zwei Körper = zwei Persönlichkeiten aufeinandertreffen; zumal in einer Konfliktsituation wie dieser: Der Kommissar, dessen Sohn als einziges der Opfer an seinen schweren Verletzungen gestorben ist, wird nach und nach zum Teil eines Spiels, das er am Ende nur verlieren kann – die Schuldfrage wird neu definiert.

„Wer verhört wen?“ ist die fürs Publikum spannende Frage, die in diesem Science-Fiction-Mystery-Krimi mit Zutaten wie Videoprojektionen und Musikkulisse verhandelt wird. Die „Fremdheit zum eigenen Körper“ herzustellen, dürfte für Darstellerin Maria Wolf die große Herausforderung sein.

Jürgen Boebers-Süßmann, 4.12.2017