Träume 1. Im Schatten des Drachen
Über das Stück
Theater als Wohnung. Pandemie als Drache, dessen Schatten das Land in Angst versetzt. Eine scheinbar unbedeutende Prophezeiung. Eine Jagd, mitten in der Stadt, auf eine junge Frau, eingekreist von Zuschauern mit Handys. Eine uralte mystische Frauenfigur dankt ab. Der nächtliche Gesang des Bismarckturms. Bochum.
„Nur Theater“
Wenn mich jemand im November und Dezember 2020 anrief und fragte, was ich so mache, antwortete ich wahrheitsgemäß: Ich wohne im Theater…
Anfangs habe ich lediglich geahnt, warum. Eine Art Pandemieflucht, um viel und ungestört lesen zu können.
Ich schottete mich ab, bettete mich gleichsam in die verordnete Stille und Abgeschiedenheit des Theaters ein. Und las. Kochte. Schlief. Machte Gymnastik. Träumte. Aber dann war es eben diese Stille des leeren Theaterraums, meines übergroßen Wohn- und Schlafzimmers, seine Abgeschiedenheit, die der Pandemie, der Hysterie, dem Zerbröckeln einer Gesellschaftsform wieder Einlass in mein Leben gewährte. Das leere Theater holte allmählich das alles wieder rein. Doch jetzt anders. Wie gefiltert und gleichzeitig gesättigt mit anderen Gedanken. Ich begann zu schreiben. Immer wieder von Neuem. Aus einigen Tagen und Nächten, die ich beabsichtigte dort zu bleiben, wurden Wochen. Der Raum hielt mich gefangen und schaute mir konzentriert zu. Und dann, eines Nachts, bemerkte ich den Drachen.
Schauspiel: Oliver Mölle, Maria Wolf
Musik: Ruben Philipp
Text, Regie: Witek Danielczok
Geisterpremiere: 22. Mai 2021
Uraufführung:11. Juni 2021